Solo Programm
Premiere Januar 1997
Im Sommer 1996 lernte ich die Komposition „Sindbad“, ein Märchen für Gitarre, von Carlo Domeniconi kennen.
Bislang galt die Gitarre in der eurythmischen Szene nicht als ernstzunehmendes Instrument, sie kam einfach 20 Jahre lang nicht vor (außer natürlich zur Liedbegleitung bei Märchendarbietungen). Die einzige mir damals bekannte Eurythmistin, die sich mit diesem Instrument auseinandersetzte, war Gail Langstroth in Amerika.
Auch waren solistische Auftritte damals noch nicht üblich. „Eurythmie ist eine soziale Kunst“ und somit hauptsächlich in der Gruppe auszuüben. Die solistischen Auftritte beschränkten sich auf einige Minuten innerhalb eines Programms. Abendfüllende, eurythmische Solo-Programme, außer den Komponistenporträts von Friedhelm Gillert, kannte ich damals nicht.
Auch die Wahl der Musik war für die damalige Zeit ungewöhnlich. „Sindbad“ steht in der Tradition von Prokofieffs „Peter und der Wolf“, Musik, die klare Bilder im Hörer hervorruft und darin verweilt. Descriptive Musik, die in der Eurythmieszene nicht als „reine“ Musik galt und daher abgelehnt wurde.
Eurythmie, die Bewegung, die Zeitliches in Räumliches überführt, schien mir geeignet, Hör-und Sehgenuß miteinander zu verbinden.
„Sindbad“ erlebte 30 Aufführungen in Deutschland, der Schweiz und Holland und wurde sehr unterschiedlich aufgenommen. Für die letzten Aufführungen gab es noch eine gekürzte, umgearbeitete Fassung.
Eurythmie: Birgit Hering
Gitarre: Carlo Domeniconi
Licht: Prometheus Lighting
Bühne / Kostüm: Robert Barendsma
Malerei: Ayse Domeniconi
Prospekt |
Text: Hans Paul Fiechter
Szenenfotos: Ilan Hamra
Layout: Renate Spona
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Die SINDBAD – Komposition von Carlo Domeniconi (Opus 49) zeigt Stationen einer inneren Entwicklung. Der Mensch, der sich auf das „Meer des Lebens“ wagt, erleidet immer wieder Schiffbruch, kommt aber gerade dadurch zu seinen wichtigsten Erlebnissen und Begegnungen. In den Seelentiefen (Tal) gewinnt er zwar kostbare Diamanten, muss aber auch mit Schrecken die eigene Verstrickung (Schlangen) erleben, die normalerweise unbewußt bleibt. (1. Zyklus)
Er findet sich als Mensch verloren in den Stürmen der großen Welt, hineingestellt zwischen Zwerge und Riesen; er flieht und erliegt der Versuchung eines Glücks, das nicht sein eigenes Schicksal ist und deshalb bald in Zwang und Unglück umschlägt und beinahe mit seinem Untergang endet. (2. Zyklus)
Durch alles Scheitern wird er jedoch reifer und dringt in geistige Tiefen und Höhen vor. Dort bleibt er aber nicht, um sein Glück allein zu genießen, sondern kehrt zurück und teilt die Früchte seiner Erfahrungen mit dem anderen Sindbad, der zuhause geblieben ist. Der Seefahrer kann dem Lastenträger, Sindbad kann sich selbst seine Erlebnisse erzählen.
Sindbad Fotogalerie
Video:
"Sindbad mit Gitarre und Eurythmie" (1997) von Cornelia Birkenfeld auf YouTube:
Kurzfassung (4 Minuten 56 Sekunden)
Langfassung (1 Stunde 23 Minuten 54 Sekunden)
Downloads:
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Flyer
Programmheft Schweiz
Ankündigung Probebühne der Schaubühne, Berlin
„Sindbad: Text Erzähler“ |